Innerhalb der modernen Mayr-Kur gibt es zahlreiche verschiedene Diäten, in denen gleichzeitig auf gesunde und darmförderliche Zutaten geachtet wird. Eine davon ist der Ingwer, dem wir uns in diesem Beitrag ausführlicher widmen möchte. Mit seinen Eigenschaften passt er nicht nur in eine Milde Ableitungsdiät, sondern auch in die tägliche Ernährung im Mayrschen sowie darmfreundlichen Sinne. Warum das so ist, welche Inhaltsstoffe und Wirkweisen die Knolle hat, außerdem Tipps für Rezepte und einiges mehr lesen Sie im Folgenden.
Herkunft und Tradition des Ingwer
Schauen wir uns zunächst einmal die Herkunft des Ingwer (Zingiber officinale) an. Ursprünglich kommt die Pflanze aus Südasien und wächst bis heute bevorzugt in tropischen und subtropischen Gebieten. Der Anbau erfolgt u. a. in China, Indien, Indonesien, Sri Lanka, Japan und Vietnam. Inzwischen wird er zudem beispielsweise auch in Frankreich, Australien und Nigeria angebaut. Die Ingwerpflanze mag es vor allem warm und erreicht Wuchshöhen zwischen 50 bis etwa 150 Zentimetern. Mit ihrem dicken Stängel und den langen Laubblättern hat sie ein schilfartiges Erscheinungsbild. Die Blüte ähnelt in ihrer Form einem Tannenzapfen und hat ein auffälliges kräftiges Pink.
Vor allem in China und Indien gilt der Ingwer schon seit über 5.000 Jahren als Heilmittel mit belebender und stärkender Wirkung, das gegen allerlei Beschwerden hilft. Traditionell wurden zwar auch Blüten und Blätter der Pflanze genutzt. Doch der Hauptaugenmerk liegt auf der Wurzel – und auch wir beschäftigen uns ausschließlich damit. Die Ingwerwurzel schmeckt sehr aromatisch und wird deshalb – neben ihrer Verwendung in der Heilkunde – in ihren Herkunftsländern bereits seit Jahrtausenden als Gewürz für viele Gerichte eingesetzt. Mittlerweile hat die Ingwerknolle ihren Weg in unsere Küchen gefunden und ist zudem für viele Menschen Bestandteil einer gesunden Ernährung geworden.
Gingerol im Ingwer: Schärfe mit Gesundheitseffekt
Einer der bedeutendsten Inhaltstoffe des Ingwer ist Gingerol. Der Scharfstoff macht etwa einen Anteil von 4 bis 7,5 % der enthaltenen Substanzen aus, von denen es über 100 verschiedene geben soll. Allgemein gilt das Gingerol als hauptverantwortlich für die gesundheitliche Wirkung des Ingwer. Wobei inzwischen in Studien 1) weitere Stoffe entdeckt wurden. Wir halten uns aber erst einmal weiter an den bekannten Scharfstoff, der im Ingwer in mehreren Varianten vorhanden ist. Der Wurzel werden dank Gingerol verschiedene positive Effekte zugesprochen – teilweise sind die Wirkungen in Studien erforscht, teilweise noch nicht vollständig geklärt:
- Entzündungshemmend 2) – beispielsweise auf Rachenschleimhäute oder im Darm
- Antioxidativ 2) – Schutz der Zellen vor Schäden
- Infektionseindämmend – Bekämpfung von Krankheitserregern wie z. B. Magen-Darm-Erkrankungen verursachende Bakterien oder Pilze
- Herz-Kreislauf-stärkend 3) – wirksam gegen Ablagerungen in den Blutbahnen sowie blutdrucksenkend
- Schmerzlindernd 4) – Beeinflussung der Schmerzrezeptoren im Körper
- Fettstoffwechselanregend 5) – schnellere Fettverbrennung und mögliche Gewichtsabnahme
- Krebsbekämpfend 6) – Bekämpfung von Krebszellen bzw. Tumoren
Weitere Inhaltsstoffe und Wirkungen
Neben dem Gingerol sind weitere nützliche, wertvolle Inhaltsstoffe in der Ingwerwurzel enthalten. So haben spezielle Terpene eine ebenfalls potenziell positive Wirkung und gelten als wichtiger Bestandteil des Ingwers. 7). Als gesund werden zudem die ätherischen Öle des Ingwers angesehen. Außerdem ist er recht Vitamin-C-reich und liefert wichtige Mineralstoffe. Dazu gehören Eisen, Kalzium, Magnesium, Kalium und Natrium. In geringeren Mengen finden sich im Ingwer weitere Vitamine – beispielsweise die Vitamine A, B1, B2, B3 und B6.
Die EMA 8) (Europäische Arzneimittel-Agentur) informiert darüber, dass die genaue Wirkung im Magen und Darm noch nicht vollständig geklärt ist. Es wird aber davon ausgegangen, dass der Ingwer bestimmte Rezeptoren von Serotonin blockiert, die an der Kontraktion der glatten Muskulatur im Magen und Darm beteiligt sind. Bindet sich Serotonin an die Rezeptoren, kommt es zu Übelkeit und Erbrechen – durch die Blockade mithilfe des Ingwers wird dem entgegengewirkt. Entsprechend bestätigt die EMA die vorbeugende Wirkung der Wurzel gegen Übelkeit und Erbrechen bei der Reisekrankheit. Zudem wird davon ausgegangen, dass sie bei leichten Magen- oder Darmbeschwerden hilfreich sein kann, u. a. bei Flatulenz und Blähungen.
Weitere Wirkungen im Kurzüberblick:
- Gewichtsabnahme: Zwar ist Ingwer keine „Wunderwaffe“ gegen überschüssige Pfunde. Dennoch gibt es verschiedene Hinweise, dass die Wurzel beim Abnehmen helfen kann. In einer Studie 9) tranken übergewichtige Probanden z. B. Ingwertee und verspürten im Vergleich zur Kontrollgruppe weniger Hunger, wodurch sie weniger aßen und sich gleichzeitig satter fühlten. Zudem machten die Wissenschaftler die Feststellung einer gesteigerten Thermogenese – das könnte ebenfalls bei der Gewichtsreduktion helfen, indem überschüssige Energie durch Umwandlung in Wärme direkt verbrannt wird. Versuchen Sie es doch mal mit Ingwerwasser.
- Haarausfall: Da Ingwer die Durchblutung fördert, kann sich das auch auf die Kopfhaut positiv auswirken und damit u. a. Haarausfall entgegenwirken.
- Erkältungen: Dank seiner antibakteriellen Wirkung kann Ingwer vor Infekten schützen. Dazu soll ebenfalls seine wärmende Eigenschaft beitragen, da er von innen wärmt, die Körpertemperatur erhöht und Kälteempfinden vorbeugt.
- Husten und Schleimbildung: Die Wurzel sorgt dafür, dass sich gebildeter Schleim wieder verflüssigt, sodass er besser abgehustet werden kann. Zudem wirkt Ingwer, z. B. als Tee getrunken, beruhigend auf die Schleimhäute sowie bei Halsschmerzen.
- Schmerzen: Laut unterschiedlicher Studien kann Ingwer schmerzlindernd wirken. Das trifft beispielsweise auf Muskelschmerzen, Regelschmerzen und evtl. auch auf Schmerzen bei Arthrose zu.
- Übelkeit: Ingwer wird aufgrund verschiedener Studien eine Wirkung gegen verschiedene Formen von Übelkeit zugesprochen – z. B. bei der Reisekrankheit, in der Schwangerschaft oder bei Nebenwirkungen einer Chemotherapie.
- Diabetes: In einer chinesischen Studie 10) erhielten Menschen mit Diabetes Typ 2 über 3 Monate Ingwerpulver. Zum Ende der Studie hatten sich der Blutzuckerspiegel sowie die Insulinresistenz deutlich verbessert.
- Kreislauf: Dank der enthaltenen Scharfstoffe kann Ingwer den Kreislauf sowie die Durchblutung anregen.
- Mundgeruch: Mithilfe der Knolle wird im Speichel ein Enzym aktiviert, das schlechte Gerüche im Mund abbaut und damit gegen Mundgeruch wirken soll.
Darmgesunder Ingwer
Ein gesunder Darm ist im Zusammenhang mit der Mayr-Kur das Ah und Oh. Und hier hat der Ingwer allerhand zu bieten, indem er die Darmgesundheit auf vielfältige Weise unterstützt und die Verdauung fördert:
- Ingwer wirkt verdauungsfördernd, indem er die Produktion von Verdauungssäften sowie den Gallenfluss anregt und die Darmbewegung in Schwung bringt.
- Durch die Anregung der Darmtätigkeit ist die Wurzel zudem bei leichter Verstopfung hilfreich.
- Verschiedene Inhaltsstoffe im Ingwer können eine gesunde Darmflora unterstützen, indem sie schädliche Mikroorganismen in ihrem Wachstum hemmen.
- Ingwer kann dabei helfen, ein unangenehmes Völlegefühl sowie Blähungen nach dem Essen zu vermindern.
- Mit ihren antioxidativen Eigenschaften kann die Wurzel Darmzellen vor freien Radikalen zu schützen.
- Mithilfe bestimmter Inhaltstoffe kann Ingwer entzündungshemmend wirken und dadurch das Immunsystem im Darm stärken.
- Ingwer kann hilfreich bei der Entgiftung des Körpers sein und so auch den Darm von Schadstoffen befreien.
Ingwer in der Mayr-Kur
Die Ernährung in der Mayr-Kur ist mittlerweile sehr variabel geworden. So gibt es beispielsweise die Milde Ableitungsdiät, die in verschiedenen Stufen unterschiedliche Schonkostformen bzw. Zutaten verwendet – und der Ingwer ist eine davon. Auch außerhalb der Mayr-Kur passt die Wurzel aus Mayrscher Sicht hervorragend in eine gesunde Ernährung. Neben den bereits aufgezählten positiven Wirkungen auf Darm und Verdauung sowie die Gesundheit allgemein wird Ingwer basisch verstoffwechselt. So ist er eine passende Zutat für Sie, wenn Sie auf basenüberschüssige Ernährung achten möchten.
Während einer Mayr-Kur hat der Ingwer hilfreiche Wirkungen, um ihn begleitend einzusetzen. Wie bereits erwähnt, wirkt er verdauungsfördernd, stoffwechselanregend und entzündungshemmend. Zudem ist Ingwer leicht verdaulich, immunstärkend, kalorienarm und entgiftend. Auch diese Eigenschaften sind bei einer Fastenkur äußerst nützlich. Wichtig ist, dass Sie ihn in Maßen einsetzen und sich dabei möglichst an die Vorgaben von Experten halten. Wir haben mal in einigen Mayr-Kur-Büchern geblättert und verschiedene Rezepte mit Ingwer gefunden – hier einige Beispiele:
- Buch „Die neue Milde Ableitungsdiät nach F.X. Mayr“: Hirse-Gemüse-Eintopf, Seezungenfilet mit Gemüsegratin, Hühnchen-Fenchel-Wok, Papaya-Aufstrich
- Buch „F.X. Mayr für zu Hause“: basischer Gemüseaufstrich, Ingwerfenchel mit Kokosmilch, Papaya-Smoothie, Joghurt-Salat-Dressing, Dorschfilet auf Ingwergemüse, Hähnchen süß-sauer, Hirse mit Schafskäse und Tomaten, Krautrouladen mit Couscous-Ingwer-Füllung
Verwendung von Ingwer
Sie können Ingwer auf verschiedene Weise verwenden. In der Küche oder auch als Tee kommt häufig die frische Knolle zum Einsatz – wir verwenden sie übrigens bevorzugt ungeschält, zumindest wenn es sich um eine Bio-Produkt handelt. Ingwer ist außerdem getrocknet, als Pulver, Tinktur oder in Kapseln erhältlich. Letzteres sind Nahrungsergänzungen, bei denen Sie bitte die Einnahmeempfehlungen beachten. Ätherisches Ingweröl ist beispielsweise für äußerliche Anwendungen oder zur Aromatherapie geeignet.
Der Ingwer-Tee kann quasi immer dann zum Einsatz kommen, wenn Sie Appetit darauf haben. Sie können ihn aber auch gezielt bei Magen-Darm-Problemen trinken oder Wickel damit machen, um z. B. Muskelverspannungen zu lösen. Eine andere Möglichkeit ist, den Ingwer-Tee als Badezusatz in die Wanne zu geben. Für Ingwer-Tee gibt es verschiedene Rezepte – eines davon haben wir auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht.
Weitere Tipps und Hinweise
Abschließend haben wir noch einige praktische Tipps und wichtige Hinweise zur Verwendung von Ingwer für Sie:
- Falls Sie das außerhalb einer Mayr-Kur eine reine Ingwer-Kur durchführen möchten, sollte diese nicht länger als 10 Tage dauern. Wir empfehlen, im Vorfeld einen Therapeuten zu befragen.
- Sie können den angeschnittenen Ingwer im Kühlschrank lagern – am besten im Gemüsefach und evtl. in ein feuchtes Tuch eingeschlagen. Die Lagerung der noch unverletzten Knolle ist an einem kühlen, dunklen Ort möglich.
- Wollen Sie Ingwer haltbar machen, können Sie ihn einfrieren – vorher reiben oder in Scheibchen schneiden. Auch das Fermentieren oder das Verarbeiten zu einer Paste mit Öl und Salz sind gute Möglichkeiten zur Haltbarmachung.
- Verwenden Sie insgesamt nicht zu viel Ingwer und achten Sie beim Verzehr auf Ihre Körperreaktionen. Es kann ggf. zu Magenproblemen, Verdauungsbeschwerden oder selten zu allergischen Reaktionen kommen. Sollte dies der Fall sein, die Menge mindestens reduzieren oder erst einmal keinen Ingwer mehr essen und einen Therapeuten befragen.
- Vielleicht haben Sie Lust, Ingwer selbst anzubauen? Dazu einfach ein Stück Ingwerwurzel über Nacht in ein Glas lauwarmes Wasser legen und am nächsten Tag mit der Schnittfläche nach unten in einem Blumenkasten platzieren. Bedeckt bzw. umgeben mit nährstoffreicher und ständig feucht gehaltener Erde sollte sich nach einigen Wochen ein grüner Trieb zeigen. Bitte täglich gießen. Wenn sich die Blätter gelblich färben (das dauert ca. 9 Monate), ist die Wurzel erntereif.
Fazit
Der Ingwer ist eine gesunde Wurzel, die Sie sowohl im Sinne einer basenüberschüssigen Ernährung als auch zur Unterstützung bei einer Mayr-Diät verzehren können. Seine Verwendung ist variabel und seine Inhaltsstoffe haben verschiedene positive Effekte. Wenn Sie auf die Reaktionen Ihres Körpers achten und im Zweifel Ihren Therapeuten befragen, spricht nichts gegen die regelmäßige Verwendung von Ingwer – ob auf dem Speiseplan oder in Form von verschiedenen gesundheitlichen Anwendungen.
Quellen
1) https://www.pharmazeutische-zeitung.de/pharm5-19-2000
2) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19833188
3) https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1537189105001473
4) https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC1573550
5) https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0014299908001027
6) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17175086
7) https://www.pharmazeutische-zeitung.de/pharm5-19-2000
8) https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/zingiberis-rhizoma


