In unserer heutigen Zivilisation sind wir von vielen Krankheiten geplagt, deren Auslöser trotz des großen wissenschaftlichen Fortschritts oftmals nicht festgestellt werden können.
Beschwerden wie dauerhafter Energiemangel, Reizdarmprobleme, Konzentrationsstörungen, beständige Schlafstörungen, chronische Entzündungen oder starke Gelenk- und Muskelschmerzen gehören dazu.Eine Ursache dafür kann nitrosativer Stress sein, kurz Nitrostress. Erfahren Sie im ersten Teil unserer kleinen Folge, was genau das ist, wie es dazu kommt und für welche Beschwerden bzw. Erkrankungen er „versteckt“ verantwortlich sein kann.
- Neben freien Sauerstoffradikalen können auch Radikale des Stickstoffmonoxids (NO) zu oxidativem Stress im Körper führen.
- Dieser Nitrostress behindert den Zellstoffwechsel, wodurch in der Folge viele Erkrankungen entstehen können.
- Nitrosativer Stress zeigt sich durch zahlreiche Symptome, die oftmals nicht klar zugeordnet werden können.
Überschuss an NO-Radikalen löst Teufelskreis aus
Vor oxidativem Stress und schädlichen freien Radikalen haben wir ja schon öfter gewarnt. Dabei können freie Sauerstoff-Radikale die Körperzellen schädigen und zahlreiche chronische Krankheiten hervorrufen. Dass nitrosativer Stress ganz ähnlich wirkt, ist bisher weniger bekannt. Bei dieser Form des oxidativen Stresses belastet eine überschießende Produktion von Stickstoffmonoxid-Radikalen den Körper. Dies kann dann geschehen, wenn Stickstoffmoleküle mit Sauerstoff-Radikalen zusammenkommen.
Eigentlich ist Stickstoffmonoxid (chemisch NO) ja ein nützlicher Stoff, den Ihr Körper für zahlreiche Abläufe benötigt. So wird er beispielsweise bei hohem Blutdruck freigesetzt, weil er die Gefäße entspannt. Zudem sorgt er im Immunsystem als wichtiger Botenstoff für eine reibungslose Kommunikation. Des Weiteren reguliert NO den Stoffwechsel in den Mitochondrien sowie die Zellneubildung bzw. den natürlichen Zelltod. Im Gehirn ist NO am Informationsaustausch der Nervenzellen untereinander beteiligt.
Kommt es allerdings zum Überschuss der NO-Radikalen, wird die vermehrte Bildung weiterer gefährlicher Substanzen ausgelöst, wie beispielsweise des hochgiftigen Peroxinitrits. Diese Substanz kurbelt nun ihrerseits die Produktion von Stickstoffmonoxid sowie Superoxid an, aus denen noch mehr Peroxinitrit entsteht. Es entwickelt sich ein sehr ungünstiger Teufelskreis!
Durch diese Vorgänge können Mitochondrien, DNA und Membranen zu Schaden kommen und der Zellstoffwechsel behindert werden, so dass die Körperzellen nur noch fehlerhaft arbeiten können. Der Körper wird mit Stoffwechselgiften belastet, während gleichzeitig ein hoher Vitaminmangel entsteht. All das löst verschiedenste Beschwerden und Krankheiten aus.
Tabelle mit Symptomen, Beschwerden und Erkrankungen
In folgender Tabelle finden Sie in der Spalte links (1) mögliche Symptome infolge von nitrosativem Stress. In der mittleren Spalte (2) führen wir Erkrankungen auf, bei denen man inzwischen von Nitrostress als (Mit)Verursacher ausgeht. Und ganz rechts in der Spalte (3) folgt eine Aufzählung von Krankheiten und Beschwerden, die ebenfalls durch eine erhöhte Produktion von NO-Radikalen ausgelöst werden können.
Symptome (1) | Erkrankungen (2) | Krankheiten/Beschwerden (3) |
---|---|---|
• Schlafprobleme • Energiemangel • depressive Verstimmungen bzw. Depressionen • Verdauungsbeschwerden • Schmerzen • Lähmungserscheinungen | • Reizdarmsyndrom • multiple Sklerose • Allergien • chronisches Er-schöpfungssyndrom • Fibromyalgie • rheumatoide Arthritis • Neurodermitis • Schuppenflechte • chronische Schlaf-störungen • Depressionen • Angsterkrankungen | • funktionelle Magen-Darm-Krankheiten • Unruhe und Reizbarkeit • Hyperaktivität • Störungen von Konzentration und (Kurzzeit)Gedächtnis • Hormonstörungen • PMS und Menstruations- beschwerden • Verdauungsprobleme • chronische Infekte durch ein gestörtes Immunsystem • Kopfschmerzen und Migräne • Überempfindlichkeit gegenüber Medikamenten, Glutamat, Chemikalien, bestimmten Nahrungsmitteln oder elektromagnetischen Feldern • unklare neurologische Erkrankungen |
Wir haben in der Tabelle Beispiele aufgezählt, bei denen Sie bzw. Ihr Therapeut Nitrostress als einen Mitauslöser in Betracht ziehen sollten. Dies gilt auch für weitere Beschwerden, für die bisher weder eine Ursache noch eine wirksame Behandlung gefunden wurde.
Verschiedenste Auslöser von nitrosativem Stress
Nitrostress kann von verschiedenen Faktoren ausgelöst werden. Dazu zählen:
- großer körperlicher und/oder psychischer Stress bzw. Belastungen
- verschiedene Medikamente wie Antibiotika, Zytostatika oder Statine
- bakterielle oder virale Entzündungen
- Belastungen durch Schwermetalle oder Chemikalien
- instabile Halswirbelsäule mit dauerhafter Reizung des Rückenmarks
- Lebensmittelzusatzstoffe, beispielsweise aus Spritz- oder Düngemitteln, Stabilisatoren, Emulgatoren u.ä.
- Bewegungsmangel
- Nikotin
- starke Anstrengung mit hohem Sauerstoffverbrauch (z.B. beim Sport)
Vorhandenen Nitrostress mit Test diagnostizieren
Um Nitrostress bei Ihnen festzustellen, reicht häufig schon ein relativ einfacher Urintest aus. Diesen bekommen Sie entweder zur Eigenanwendung in der Apotheke (Preis zwischen ca. 83,- und 90,- Euro) oder können ihn beim (Mayr)Arzt bzw. Heilpraktiker durchführen lassen. Im Labor werden vor allem drei Substanzen analysiert. Dazu eine kleine Übersicht:
Substanz | Erklärung | Normwert bei Nitrostress |
---|---|---|
Citrullin | entsteht bei nitrosativem Stress als Nebenprodukt | < 2,9 mg/g Kreatinin |
Nitrophenylessigsäure | Folgeprodukt von Nitrostress | < 3,0 µg/g Kreatinin |
Methylmalonsäure | kann einen Mangel an Vitamin B12 in den Zellen anzeigen | < 2 mg/g Kreatinin |
Wenn Sie selbst testen und Zweifel haben aufgrund des Ergebnisses, empfehlen wir Ihnen unbedingt, einen Arzt bzw. Therapeuten Ihres Vertrauens aufzusuchen.
Fazit
Nitrostress ist eine weitere Zivilisationsplage, die durch zahlreiche Faktoren ausgelöst werden kann. Die Folgen sind genauso schlimm wie umfangreich und werden oftmals nicht dem nitrosativem Stress zugeordnet. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an, wenn Sie unklare Beschwerden haben. Was Sie tun können, um Nitrostress vorzubeugen bzw. die Therapie zu unterstützen, erfahren Sie in Teil 2.