Die Darmgesundheit steht im Mittelpunkt der Mayr-Medizin. Hartnäckige Verstopfungen stehen dem allerdings im Wege, denn sie behindern einen gesunden und voll funktionstüchtigen Darm. Zudem können sie gefährliche Ursachen haben, die es zu untersuchen gilt. Außerdem kann ein verstopfter Darm sehr schädliche Folgen mit sich bringen. Abführmittel können das Ganze paradoxerweise noch verschlimmern.
Welche Bedeutung hat die Darmgesundheit?
F. X. Mayr war bereits vor über 100 Jahren der festen Meinung, dass ein verschmutzter Darm der Ursprung vieler Beschwerden und Krankheiten ist. Er drückte es sogar noch dramatischer aus: „Der Tod sitzt im Darm“. Auch heutige Ärzte stimmen dieser Aussage mehr und mehr zu, wenn sie es auch oft nicht gar so deutlich ausdrücken.
So führte der britische Arzt Sir Arbuthnut Lane mehrere hundert Darmresektionen durch, bei denen ein erkrankter Teil des Darmes chirurgisch entfernt wird. Der Arzt stellte bei den von ihm operierten Patienten das Verschwinden von Krankheiten fest und schlussfolgerte daraus, dass ein kranker Darm viele Erkrankungen auslösen kann. Gleichzeitig, so seine Schlussfolgerung, führt ein wieder gesunder Darm dazu, dass Krankheiten geheilt werden können.
Außerdem beobachtete der Brite, dass zahlreiche Beschwerden und Erkrankungen dadurch verursacht wurden, dass der Körper nicht regelmäßig und in gesunden Abständen die entstandenen Abbau- und Abfallprodukte ausscheiden kann. Und Sir Lane berechnete, dass es am gesündesten und natürlichsten sei, wenn sich der Darm alle sechs Stunden entleeren würde.
Wie wichtig ist die Häufigkeit des täglichen Toilettenbesuchs?
Dass die Frequenz des Stuhlgangs von großer Bedeutung für die menschliche Gesundheit ist, zeigen auch neue wissenschaftliche Untersuchungen. Dabei zeigte sich, dass zu seltene Toilettengänge sowie eine zu kleine Menge an Stuhl im Zusammenhang mit zahlreichen gesundheitlichen Störungen stehen. Dazu zählen beispielsweise Krampfadern, Zwerchfellbruch, Herz- und Gallenblasenerkrankungen und Dickdarmkrebs.
In einer Studie mit 1000 Frauen, die u.a. unter Verstopfung litten, enthielt die Flüssigkeit aus der Brust abnormale Zellen – und zwar genau solche, die auch bei Frauen mit Brustkrebs zu finden sind. Es wurde festgestellt, dass die abnormalen Zellstrukturen fünfmal häufiger bei den Frauen auftraten, die weniger als dreimal wöchentlich die Toilette aufgesucht hatten – im Gegensatz zu den Frauen, die mehrmals am Tag Stuhlgang hatten.
Im Übrigen konnte bei indigenen Völkern beobachtet werde, dass sie mehrmals am Tag Stuhlgang haben. Diese leben in der Regel relativ entspannt und ernähren sich insgesamt noch sehr natürlich. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass die Verstopfung hauptsächlich das Problem von Menschen in industrialisierten Ländern ist.
Wie häufig ist Verstopfung?
Tatsächlich ist bei die Verstopfung zu einem Volksleiden geworden und zählt bei den Zivilisationskrankheiten innerhalb der westlichen Welt inzwischen zu den häufigsten. So leiden in Deutschland etwa 8 % der Erwachsenen an Obstipation, wie die Verstopfung im Fachjargon heißt – das sind rund 4,8 Millionen Betroffene. Knapp 70 % davon sind Frauen. „Dunkelziffern“ sind noch viel drastischer und besagen, dass 60 % aller Frauen und 25 % aller Männer unter Darmträgheit leiden.
Das liegt vor allem daran, dass viele mit dem Problem gar nicht zum Arzt gehen und sich lieber selbst behelfen. So stieg die Zahl der Menschen, die in den letzten drei Monaten rezeptfreie Mittel gegen Verstopfung selbst gekauft haben, im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 2,05 Millionen auf 2,32 Millionen. Diese Zahl ist seit 2012 die bisher höchste.
Wann ist es eine Verstopfung?
Die natürliche Darmentleerung erfolgt normalerweise ein- bis dreimal täglich. Bei einer Verstopfung findet der Gang zur Toilette seltener als drei Mal pro Woche statt oder es werden täglich bzw. alle zwei Tage nur sehr kleine Stuhlmengen ausgeschieden. Wenn folgende Anzeichen bei mindestens einem Viertel der Stuhlgänge auftreten, handelt es sich ebenfalls mit ziemlicher Sicherheit um eine Obstipation:
- es ist starkes Pressen beim Stuhlgang notwendig
- der Kot ist hart und klumpig
- beim Stuhlgang muss manuell nachgeholfen werden
- es ist ein sehr starker Pressdruck nötig
- der Darmausgang fühlt sich „blockiert“ an
- nach dem Stuhlgang besteht der Eindruck einer unvollständigen Entleerung
Eine Verstopfung liegt im Übrigen auch dann vor, wenn Sie zwar täglich auf Toilette gehen können, dabei aber dauerhaft von einer oder mehreren der oben genannten Faktoren begleitet werden.
Warum ist eine Verstopfung schädlich?
Je seltener Sie Stuhlgang haben, desto länger „lagern“ die Fäkalien in Ihrem Körper. Vielleicht sind es „nur“ 24 Stunden, vielleicht auch zwei oder drei Tage oder sogar noch länger. Der Kot ist aber etwas, das der Körper aus gutem Grund schnell wieder loswerden möchte – er ist Müll. Denn er besteht – abhängig von Ihrer Ernährungs- und sonstigen Lebensweise – aus Stoffwechselendprodukten, Fäulnisbakterien und Toxinen. All diese Gifte können allerdings bei längerer Lagerung während vieler Stunden und Tage durch die durchlässigen Darmschleimhäute, mit denen der Kot in Berührung kommt, in den Körper wandern. Eine Art Selbstvergiftung entsteht, vor deren Schädlichkeit schon F. X. Mayr vor vielen Jahrzehnten gewarnt hat.
Hinzu kommt, dass der Kot durch die lange Lagerung immer klebriger und trockener wird. Kommt es dann endlich zur Ausscheidung, verbleiben Rückstände im Körper und verkleben die Innenwände des Darms. Dadurch kann der Körper schlechter mit Nährstoffen versorgt werden. Zudem sind die Kotüberreste ein gern gesehenes Zuhause für schädliche Bakterien und Pilze. All das macht deutlich, dass ein selten entleerter Darm zahlreiche gesundheitliche Probleme auslösen kann.
Was sind die häufigsten Ursachen einer Verstopfung?
Beginnen wir mit der akuten Verstopfung. Sie tritt normalerweise sehr plötzlich auf und dauert nur kurze Zeit. Deren häufigsten Ursachen sind längere Bettlägerigkeit, Reisen oder hormonelle Veränderungen in Schwangerschaft oder Wechseljahren. Auch ein Darmverschluss kann zu Verstopfungen führen. Treten diese in Begleitung von starken Bauchschmerzen bzw. starken Druckschmerzen des Bauches, mit Übelkeit, starken Blähungen, heftigen Darmgeräuschen und Erbrechen und evtl. einer Stuhlblockade auf, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn Sie nicht sicher sind, woher Ihre Verstopfung kommt.
Chronische Verstopfungen entwickeln sich im Laufe von Monaten und Jahren. Sie werden vor allem verursacht durch:
- ballaststoffarme Ernährung
- verarbeitete Nahrungsmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt
- zu geringe Flüssigkeitszufuhr bzw. zu wenig trinken von stillem Wasser
- Alkohol und zu viel koffeinhaltige Getränke wie Cola oder Kaffee
- Bewegungsmangel
- Krankheiten des Verdauungssystems wie Reizdarm, Dyschezie, Darmverengung oder -schwäche oder Darmkrebs
- andere Erkrankungen wie Diabetes, Parkinson, Schilddrüsenunterfunktion oder Multiple Sklerose
- Medikamente wie Blutdrucksenker, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Hustenmittel, Antihistaminika, Eisenpräparate, bestimmte Mittel gegen Inkontinenz und Parkinson usw.
- Elektrolytstörungen, entstanden durch sowohl Kalziummangel (beispielsweise durch die zu häufige Einnahme von Abführmitteln) als auch einen Kalziumüberschuss
- häufiges Unterdrücken des Stuhlgangs
- psychische Belastungen
Welche Folgen kann eine chronische Verstopfung haben?
Eine Verstopfung zeigt sich durch Bauchschmerzen oder einen angeschwollenen Bauch, auch Brechreiz kann auftreten. Kommt der Stuhl im Dickdarm nicht voran, verliert er immer mehr Wasser, das ihm vom Dickdarm entzogen wird. Dadurch wird der Kot hart und trocken und kann immer schwerer weiterbefördert werden. So kann es zu verschiedensten Beschwerden und Erkrankungen kommen:
- Vergiftung und Verschlackung: Durch bestimmte Nahrungsmittel können Sie schädliche Substanzen in Form von Konservierungsstoffen, Spritzgiften, Zucker, Weißmehl und vielem mehr aufnehmen. Aber auch, wenn Sie sich gesund ernähren, gelangen Giftstoffe in Ihren Körper, beispielsweise Umweltgifte, Strahlung oder durch Stress. Nun spielt der Dickdarm die wichtigste Rolle, wenn es um die Entgiftung Ihres Körpers geht, denn die Toxine werden durch ihn wieder ausgeschieden. Bei einer Verstopfung verbleiben die schädlichen Stoffe allerdings in Ihrem Körper – sie stecken im Darmkanal fest und können sogar erneut vom Körper aufgenommen werden.
- Unwohlgefühl: Hierunter fallen zahlreiche Probleme, die sich steigern, je länger die Verstopfung andauert. Dazu gehören Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit. Auch zu Schweißausbrüchen, Mundgeruch, starken Körperausdünstungen, Müdigkeit, Abgespanntheit, innerer Unruhe, depressiver Verstimmung bis zu Angstgefühlen kann es kommen. Weitere Folgen einer Obstipation können Hautunregelmäßigkeiten, Kopf- und Gelenkschmerzen und sogar ein hoch ansteigender Blutdruck aufgrund der großen Pressanstrengung sein.
- Hämorrhoiden/Analfissuren: Durch das starke Pressen und den harten Stuhl werden die Adern um den After herum stark belastet und es können sich Hämorrhoiden bilden. Analfissuren wiederum können entstehen, wenn der Schließmuskel durch den festen Kot überdehnt wird.
- Darmvorfall: Weil beim Stuhl ständig stark gepresst wird, können Teile des Mastdarms nach außen durch den After gedrückt werden. Häufig rutscht er von selbst wieder hinein oder es kann mit dem Finger nachgeholfen werden. Allerdings kann es in schwereren Fällen auch notwendig werden zu operieren.
- Divertikulitis: Sie tritt oft bei einer chronischen Verstopfung auf. Dabei bilden sich in der Schleimhaut des Enddarms sogenannte Divertikel. Diese Ausstülpungen wiederum begünstigen Entzündungen.
Können Abführmittel helfen?
Der Verbrauch von Abführmitteln steigt kontinuierlich. Im Jahr 2014 wurden rund 4,6 % mehr davon verordnet bzw. zur Selbstmedikation gekauft – Tendenz nach wie vor steigend. So gehen mindestens 40 Millionen Packungen derartiger Medikamente jedes Jahr über den Ladentisch. Welche der eingangs genannten Zahlen zu den unter Verstopfung leidenden Menschen auch stimmen mögen: Weit über die Hälfte davon weiß sich leider nur zu helfen, indem sie zu Abführmitteln greifen. Dass sie damit eher alles noch schlimmer machen, nehmen sie in Kauf.
Die meisten Abführmittel wirken, indem sie eine Irritation des Darmes hervorrufen, damit sich dieser entleert. Das erreichen sie, indem sie die Aufnahme von Elektrolyten – dazu zählen Magnesium, Kalium und Natrium – in den Körper verhindern. Im Gegenteil sorgen sie dafür, dass weitere Elektrolyte sowie Wasser aus dem Körper in den Darm einströmen. Diese Vielzahl an Elektrolyten hat eine stark abführende Wirkung und erzeugt einen künstlichen Durchfall.
Ein Nachteil dabei ist, dass unser Organismus die Elektrolyte eigentlich dringend benötigt. Sie sorgen nämlich für Ihre Fitness und Leistungsfähigkeit. Zudem regulieren sie den ph-Wert des Blutes sowie den Wasserhaushalt und werden für funktionierende Muskel- und Nervenzellen dringend benötigt. Gleichzeitig werden durch den regelmäßigen Verlust von Kalium & Co. die Darmmuskeln und -nerven und damit die gesamte Darmfunktion geschädigt. Durch die künstlich herbeigeführte Darmentleerung verlängern sich zudem die Abstände zum nächsten Toilettengang, wodurch die Betroffenen verunsichert werden und erneut zum Abführmittel greifen. Noch mehr Kalium geht verloren.
Das alles wiederum führt nach einer gewissen Zeit – Sie werden es kaum glauben – sehr zuverlässig zu einem trägen Darm und damit zu einer Verstopfung. Ein Teufelskreis entsteht.
Daraus ist deutlich erkennbar, dass Sie es möglichst meiden sollten, chemische Abführmittel einzunehmen bzw. deren Einnahme sehr sorgfältig abwägen sollten. Zum Glück gibt es dennoch zahlreiche Möglichkeiten, Ihren Darm gesund und sauber und Ihre Verdauung in Schwung zu halten. Im nächsten Beitrag halten wir zahlreiche Tipps für Sie bereit, wie Sie Verstopfungen auf natürliche Weise loswerden und wie Sie diesen künftig vorbeugen können.